Warzone: Resurrection – Interview mit Andreas Micheel

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Warzone: Resurrection hat eine neue Edition spendiert bekommen, und wir stellen sie im aktuellen Tabletop Insider vor. Außerdem haben wir die Gelegenheit genutzt, um mit Andreas Micheel zu sprechen, einem der Regeldesigner hinter der neuen Warzone-Edition.

Hallo Andreas, schön, dass du dir die Zeit nimmst, uns ein paar Fragen zu beantworten und zum Anfang gleich die erste, magst du uns kurz ein paar Worte zu dir erzählen?

Hallo, im Gegenteil freue ich mich, gefragt worden zu sein. Innerlich bin ich doch immer schon Rampensau gewesen *lacht*.

Also, ich spiele Tabletop-Spiele seit den 90ern. Damals begann alles im Games Workshop im CentrO Oberhausen mit einer kleinen Chaos Fantasy Armee. Später kamen andere Tabletop-Spiele dazu. 2013 haben wir uns in einer Gruppe entschieden, beim Kickstarter von Warzone:Resurrection mitzumachen und seitdem bin ich infiziert. Und ja: Wenn 39-jährige Tabletop spielen, ist das nerdig. Aber ich glaube, dass man da mit einer breiten Brust rein gehen muss: Andere Leute sind auch komisch!

 

Und wie ist es dazu gekommen, dass du am neuen Regelwerk beteiligt warst?

Es wurde in unserer Gruppe, die hauptsächlich aus erfahrenen Spielern besteht, schnell offensichtlich, dass 1.0 einige Lücken enthielt. Burkhard Schulze und ich begannen, bei Prodos als Proofreader zu arbeiten. Und schnell haben wir beide dann auch begonnen, Ideen für neue Einheiten einzubringen. Das erste größere Projekt war das Imperial:Ministry of War-Buch. Irgendwann stand dann 2.0 auf dem Plan und nachdem klar war, dass man auch hier auf Externe zählen würde, hob ich meine Hand.

 

Andreas Micheel InterviewHast du denn schon davor Erfahrungen im Schreiben von Regeln gehabt?

Die meisten Erfahrungen habe ich bei Warzone gesammelt. Zuvor habe ich noch beim Star Trek: CCG Regeln mit gestaltet (das Spiel gibt es ja heute noch und wird von Fans weiter vorangetrieben. Anschauen!). Ein Freund und ich haben vor ca. 15 Jahren auch unser eigenes Spiel, auch ein Kartenspiel, erstellt. Aber mehr als ein früher Prototyp ist da nie entstanden.

 

Kommen wir jetzt mal zum Regelwerk, Warzone: Resurrection tritt ja in die Fussstapfen eines der großen Regelwerke der 90er Jahre, wie fühlt es sich da an, an einer neuen Inkarnation zu arbeiten?

Ich muss gestehen, dass ich mit Warzone früher nie viel am Hut hatte. In den 90ern bestachen die Miniaturen gerade durch riesige Schulterpanzer, mit denen ich nichts anfangen konnte. Ich bin eben auch passionierter Maler. Heute komme ich leider nicht viel zum Malen. Insofern war ich dankbar, dass ich mit Marshall Jones arbeitete, der so ungefähr alles über den Fluff weiß, was es zu wissen gibt.

 

Die neue Edition fühlt sich ja in einigen Punkten wieder stärker nach dem ursprünglichen Regelwerk an, war dies beabsichtigt?

Wie erwähnt habe ich das alte Warzone nie gespielt. Für mich war entscheidend, dass wir klare Regeln haben, die alle wichtig sind. Sprich: weniger Regeln, dafür aber mit mehr Bedeutung.

 

Magst du uns ein Beispiel nennen, wo sich die neue Edition im positiven von der vorangegangenen unterscheidet?

Nun, zwei Beispiele vielleicht:

Zum einen gab es wording-spezifische Probleme. Es gab eine „engage“-action und den status „being engaged“. Man konnte aber auch „engaged“ sein, ohne vorher „engage“ zu machen. Offensichtlich führte so etwas zu Missverständnissen.

Zum anderen hatten Fahrzeuge immer ein rudimentär anderes Profil – und andere Werte. Dadurch waren sie gerade für Neueinsteiger sehr komplex und spielten innerhalb des Spieles auch irgendwie ihr eigenes Spiel. Wir haben die Fahrzeuge in den Werten den normalen Modellen näher gebracht und hier eine Vereinfachung in Bezug auf Regeln und Balancing geschaffen.

 

Bauhaus GryzzlyBesonders das Spieltempo hat ja mit den neuen Regeln zugenommen, die Struktur und der Aufbau des Regelwerkes sind da auch ein großer Schritt gewesen, wie stark warst du in diesen Prozess involviert?

Die Struktur des Regelwerkes war mein größtes Thema und die erste Baustelle, die ich in Angriff genommen habe. Ich habe großzügig gestrichen und neu formuliert. Das so entstandene Dokument war dann Grundlage für die weitere Detailplanung. Hier habe ich also sehr selbständig gearbeitet.

 

Das Regelwerk deckt ja neben den Regeln für die normalen Punktegrößen auch Regeln für richtig große Gefechte ab, wo sich Warzone auch wieder stärker wie ein Massensystem anfühlt, wie wichtig war es für euch, diese Möglichkeit mit ins Buch zu nehmen?

Ich bin von Hause aus eher Liebhaber von Skirmish-Spielen. Wir haben aber durchaus wahrgenommen, dass es Spieler gibt, die auch größere Gefechte spielen wollen. Hier eignen sich die Skirmish-Regeln ja nur bedingt. Die im Buch enthaltenen zusätzlichen Regeln sind daher als ein Kompromiss zu verstehen. Ich bin gespannt, ob Spieler sie tatsächlich nutzen werden oder ob die, die es immer forderten, nur laut moppern wollten 😉

 

Die Anzahl der Fraktionen hat sich ja auch im Gegensatz zum letzten Buch erhöht, mittlerweile finden sich ja schon ganze zehn Fraktionen im Buch, die alle ihren eigenen Charakter besitzen, war es schwer hier ein möglichst ausgeglichenes Verhältnis zu schaffen?

Ich glaube, dass die Vielzahl der Fraktionen sowohl ein riesiger Vorteil von Warzone ist, aber gleichermaßen auch die Achillesferse des Systems. Für Spieler ist es ein absoluter Vorteil, weil einfach eine sehr große Bandbreite sehr guter Miniaturen auf dem Markt ist – aber Händler haben es durchaus nicht ganz einfach, die komplette Range ins Programm aufzunehmen. Wir haben versucht, den Fraktionen jeweils einen individuellen Stempel aufzudrücken, konnten aber auch von den 3 Jahren Erfahrungen profitieren, die das System nun schon auf dem Buckel hat. Wir hatten ein gutes Team erfahrener Turnierspieler als Spieletester, die unermüdlich uns auf Balancing-Probleme hingewiesen haben. Natürlich wird man nie einen Punkt erreichen, an welchem alles in perfekter Balance ist, aber wir sind da auf einem guten Weg.

 

Brotherhood JudicatorJetzt, wo die zweite Edition erschienen ist, wie geht es weiter? Sind schon Pläne für die Zukunft bekannt?

Witzig – gestern erst hat Jarek die Pläne für das nächste halbe Jahr bekannt gegeben. Wichtig ist mir, dass nicht nur neue Modelle heraus gegeben werden, sondern auch kleinere Kampagnen oder zusätzliche Szenarien erscheinen. Dies ist sowohl für Prodos als auch für die Spieler eine kostengünstige Methode, dem Spiel noch mehr Tiefe zu geben. Der nächste Fokus liegt allerdings auf den Wargame Rules für Alien vs. Predator. Die Regeln werden sich sehr stark an Warzone anlehnen und ja, es wird möglich sein, Aliens vs. Bauhaus zu spielen.

 

Zum Schluss noch eine Frage, welche Fraktion spielst du selber bei Warzone und warum?

Ich habe im Kickstarter angefangen mit Dark Legion. Die Modelle haben mir gut gefallen und waren jeweils doch sehr unterschiedlich voneinander. Menschliche Armeen in allen Systemen neigen dazu, doch sehr ähnlich auszusehen. Da haben die Männer eben nur andere Hüte auf. Oder Teile einer Power Armour an. Cybertronic war dann meine nächste Armee – ich glaube, aus einem ähnlichen Grund. Außerdem spielen sich beide Armeen doch sehr unterschiedlich. 

 

Wir bedanken uns noch einmal ganz herzlich für das freundliche Gespräch und wünschen den dauerkämpfenden Konzernen weiter viel Erfolg und den Warzone-Spielern viel Spaß!

Unsere Vorstellung zur zweiten Edition von Warzone Resurrection findet Ihr in der aktuellen Ausgabe des Tabletop Insiders!

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